Wie die Menschheit aus Fehlern lernt.

      Wie die Menschheit aus Fehlern lernt.

      Soll das Hoffnung machen?


      Drei Jahre nach Fukushima kommt der Ausstieg aus dem Ausstieg

      Japan baut auf Atomkraft

      Japan setzt ungeachtet der Atomkatastrophe in Fukushima auch in Zukunft auf Atomenergie. Die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe ist endgültig von dem von der Vorgängerregierung verkündeten Atomausstieg nach dem Vorbild Deutschlands abgerückt.

      Ein am Freitag beschlossener neuer langfristiger Energieplan definiert Kernenergie als "wichtige Quelle" zur Abdeckung der Grundlast bei der Energieversorgung. Man werde wieder Atomreaktoren hochfahren, die die neuen Sicherheitsauflagen erfüllen. Zugleich wolle man "so weit wie möglich" die Abhängigkeit vom Atomstrom verringern. Zahlen für einen Energiemix gibt es nicht.

      Vor der Atomkatastrophe in Fukushima in Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 deckte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt rund ein Drittel ihres Strombedarfs mit Atomkraftwerken ab. Damals sollte dieser Anteil weiter erhöht werden. Derzeit sind alle 50 Kernkraftwerke aus Sicherheits- und Wartungsgründen abgeschaltet. Zum Ausgleich wurden Wärmekraftwerke hochgefahren, weswegen Japan verstärkt Gas, Öl und Kohle importieren muss. Das Ziel, den CO2-Ausstoß um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken, wurde bereits über Bord geworfen. Mit ihrem neuen Energieplan lässt die Regierung Abe die Möglichkeit offen, neue Atomreaktoren zu bauen. Abes Liberaldemokratische Partei steht der Atomindustrie nahe. Experten in Tokio gehen davon aus, dass von den bestehenden Atommeilern etwa ein gutes Dutzend wieder angefahren werden könnte. Hierzu müssen sie die nach Darstellung der Regierung weltweit schärfsten Sicherheitsauflagen erfüllen. Zugleich will die Regierung ein System zur Wiederaufbereitung von Brennelementen schaffen. (Kommentar)
      Man muss vermutlich Japan-Versteher sein, um das zu kapieren: Dieses Land erlebte, wie der militärische Einsatz der Atomkraft Generationen quält. Dann stellte es seine dicht besiedelten und dauererschütterten Inseln mit Kernreaktoren voll. Bis ein Beben die friedliche Nutzung der Atomkraft in einen Alptraum verwandelte. Und nur drei Jahre später macht die Regierung jenes Landes abermals klar, dass Kernenergie Teil des Lebens bleiben wird.

      Es geht in Japan nicht darum, das Atom-Aus wegen irgendwelcher Stromengpässe zu verzögern. Derzeit ist kein Reaktor am Netz, und die Lichter sind noch an - wenn auch für den Preis von mehr klimaschädlichen Abgasen aus konventionellen Kraftwerken. Tokio will nicht vom atomaren Feuer lassen und sogar in die Wiederaufarbeitung einsteigen. Die deutschen Ambitionen dazu in Wackersdorf endeten vor genau 25 Jahren. Ein frühes Beispiel, welche abrupten Wendungen es in der Energiefrage auch hierzulande gibt. Trotz aller Beteuerungen ist nicht ausgeschlossen, dass die deutsche Energiewende noch Kurskorrekturen erleben wird.

      stefan.zaruba@derneuetag.de
      Der Wert von Geld ist eine auf Konsens beruhende Halluzination